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DER KRUPP DES OSTENS
Die älteren können sich noch an die großen Lastkraftwagen
der 50er und 60er Jahre erinnern, die unter ihren Schnauzen
große Dieselmotoren trugen und die Wirtschaft wieder zum
Laufen brachten. Der imposanteste Vertreter war in der BRD
der Krupp Titan von dem 976 Exemplare mit dem riesigen
8,8-Liter-Sechszylinder gebaut wurden. Christian Suhr, der
rührige Inhaber des Verlags Kraftakt hat seinem Band über
das Fahrzeugwerk Hunger in Frankenberg deshalb den Titel
„Krupp des Ostens“ gegeben – der Grund dafür: Die Firma
Hunger baute in der DDR ebenfalls Giganten der Straße.
Walter Hunger baute nach dem Weltkrieg binnen eines Jahr-
zehnts nicht nur den wohl größten Privatbetrieb der DDR auf,
sondern zugleich auch das Kompetenzzentrum für Hydrau-
lik im Fahrzeugbau Ostdeutschlands. Hunger wurde so nicht
nur zum dominierenden Hersteller für Kipper, sondern auch
wichtigster Anbieter für Tieflade-Anhänger, Sattelauflieger
und Spezialfahrzeugbau.
Wer sich für diese kleinen und großen Giganten des Nutz-
fahrzeugbaus interessiert, für Lastwagen und Tieflader, die
40 Tonnen schwere Lasten verkraften, findet hier reichlich
Informationen. Und wer die Technik von Spezialaufbauten für
die Waggonbeladung von Güterzügen oder Schwerlastanhän-
gern nachvollziehen und verstehen möchte, hat an diesem
Buch bestimmt viel Freude – aber man muss nicht nur Tech-
nik-Freak sein, um die erstmals dokumentierte Geschichte
dieser Firma, die zu recht den Titel „Krupp des Ostens“ trug,
mit Interesse und Erstaunen zu betrachten und zu lesen. Be-
reits die Bilder, die den Transport eines großen Krans – mit
zwei Zugmaschinen! – zeigen, sind mehr als beeindruckend.
Es ist Christian Suhr dafür zu danken, dass er in seinem klei-
nen Verlag diese Geschichten der Industrialisierung rettet, be-
vor sie endgültig vergessen werden.
Christian Suhr, “Krupp des Ostens” –
Das Fahrzeugwerk Hunger, verlag kraftakt,
Thüringer Str. 30, 08468 Reichenbach/
Vogtland,
€ 48,--.
ISBN 978-3-938426-26-5

