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 SIEGERTYPEN BREMSEN NICHT!
Halwart Schrader ist nun seit Jahrzehnten eine verläßliche Grö- ße als Automobilhistoriker, Autor und Publizist – er gründete unter anderem 1973 die Automobil-Chronik, die bis 1985 als erste deutsche Zeitschrift für Oldtimer den Weg für die mittler- weile aktive deutsche Oldtimerszene bereitete. Es fällt schwer, die gesamte Bandbreite seines Schaffens in wenigen Zeilen zusammenzufassen – und es wundert auch nicht weiter, dass Schrader mit seinem nahezu enzyklopädischem Wissen immer wieder Bücher veröffentlicht. Das letzte Werk trägt den schö- nen Titel “Siegertypen bremsen nicht” und es beschreibt die härtesten Autorennen der Jahre 1894 bis 1945.
Das Buch überrascht nicht nur mit der Aufzählung vieler, nur teilweise bekannter Rennen, sondern es beschreibt auch eine Vielzahl der damals im Motorsport aktiven Hersteller, von de- nen die meisten mittlerweile längst Vergangenheit sind. Und es zeigt auch, wie sehr der Motorsport in der Frühzeit des Au- tomobils zur Popularisierung der Motorisierung beigetragen hat. Die lebensgefährlichen Rennen mit übermotorisierten Fahrzeugen (die nur bedingt über Bremsen verfügten) auf nicht ausgebauten Straßen und Wegen waren von Menschenmassen begleitet, die diese neumodischen Gefährte in Aktion erleben wollten. Geschwindigkeit war damals alles – und so entstanden immer größere Fahrzeuge mit immer mehr Leistung, die aber auch gebändigt werden wollten.
Ergänzt mit vielen Anekdoten erzählt Schrader von einer Zeit, in der Langstrecken-Rennen erfunden wurden (Peking – Pa- ris! 1907), Zuverlässigkeitsfahrten in Mode kamen (Herko- mer-Konkurrenz 1906) und der Nürburgring 1927 eingeweiht wurde. Und dass die längst vergessene Firma MORS 1903 bei dem Rennen von Paris nach Madrid – dass nach vielen tödli- chen Unfällen in Bordeaux beendet wurde – mit Fernand Gab- riel am Volant in Bordeaux mit einem Schnitt von 136 km/h zum Sieger erklärt wurde. Wie gesagt: Siegertypen bremsten damals nicht – oder sie hatten keine Bremsen.
Halwart Schrader, Siegertypen bremsen nicht!, Olms-Verlag, Hildesheim,
€ 49,--.
ISBN 978-3-7582-0798-3
 102 Ausgabe 173 / 2024
 


























































































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