Page 94 - MOWO166
P. 94
GRÖSSER, SCHWERER, BESSER – ABER AUCH TEUER
DAS PORSCHE-BUCH DES JAHRES 2023
Rainer Schlegelmilch ist zweifellos eine der Legenden unter den Motorsport-Fotogra- fen – der heute 82jährige hatte 1962 im Rahmen seines Abschlussexamens an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photo- graphie Portraits von Rennfahrern gemacht, die er 1962 anlässlich des 1000 Kilome- ter-Rennens auf dem Nürburgring gemacht hatte. Es war der Beginn einer lebensläng- lichen Obsession – und der anschließende Besuch beim GP von Belgien sollte seine Leidenschaft für den GP-Sport auslösen. So begann Schlegelmilch – parallel zu seiner Fotoarbeit für sein Studio für Fotodesign und Werbefotografie in Frankfurt – ver- stärkt bei Autorennen zu fotografieren. Er machte sich rasch einen Namen und sei- ne großartigen Fotos erschienen weltweit in allen wichtigen Publikationen. Und da er seine Technik immer weiter entwickel- te, kristallisierte sich dann der typische Schlegelmilch-Stil heraus mit der Speziali- tät Zoom Shots – Bewegungsaufnahmen mit Langzeitbelichtung, die Schlegelmilch bei jedem Training machte und dabei den Versuch unternahm, den Helm des Fahrers scharf zu bekommen, während der Rest „farbiger Speed“ ist.
Schlegelmilch besuchte mehr als 600 Grand Prix-Rennen und erhielt 2011 von Bernie Ecclestone in Monza einen lebenslang gül- tigen Presse-Fotografenpass – das Ergebnis sind bis heute mehr 600.000 Fotos, die von 1970 an auch in Farbe entstanden. Alleine von Michael Schumacher entstanden so mehr als 30.000 Fotos.
Berühmt für seine Formel 1-Fotos überrascht Schlegelmilch nun mit einem überwältigenden Prachtband mit Fotos zur Porsche-Rennge- schichte – Fotos, die jahrzehntelang vergessen waren, und die er nun wieder aus seinem Ar- chiv herausgeholt hat. „Ich habe parallel zum Grand Prix-Sport von 1963 an bis 1988 auch – wenn es die Grand Prix-Rennen zuließen – die großen Klassiker des Motorsports besucht: Le Mans, Targa Florio, den Nürburgring – und später auch die Rennen in den USA. Ich fand die Fahrer, die Technik und die Atmosphäre der Rennen als beruhigend, denn ich hatte Stunden Zeit, die besten Plätze zu suchen und Stellen zu finden, an denen das Licht beson- ders beeindruckend war – was bei der Hektik eines GP unmöglich ist. Und da das netteste Team immer von Porsche kam – Ferrari hat ja Nicht-Italiener nie näher an das Team gelas- sen – entstanden so diese Fotos, die ich nun im Ruhestand in monatelanger Arbeit heraus- suchte und in langer Arbeit anschließend in ein Design hob, dass meinen Ansprüchen genügt“.
Nun muss man sagen, dass der renommier- te Taschen-Verlag wahrscheinlich eine der besten Adressen weltweit ist, um ein derart ambitioniertes Projekt in die Realität umzu- setzen – und so hat der Rezensent auch erst einmal ein knapp 6 Kilogramm schweres Pa- ket vorsichtig auszupacken, einen aus Acryl gefertigten Buchständer zu montieren, das mitgelieferte Paar Handschuhe in die Hände zu nehmen, bevor er das 356 Seiten dicke, in Kunstleder gebundene Werk mit den beindru- ckenden Ausmaßen von 34,4 mal 40,8 Zenti- metern vorsichtig in die Hände nimmt und die Magie der Fotos von Rainer Schlegelmilch und des vorzüglichen Drucks auf sich wirken lässt.
94 Ausgabe 166 / 2023

